Strategie ist wie ein Produkt: Wird sie nicht konsumiert, ist sie das Papier nicht wert!

Strategieblog, Kapitel 3
Pierre-Yves Caboussat, Gründer und Lead Strategy INNOArchitects

Ein Plädoyer für konsequent partizipative Strategiearbeit auf Augenhöhe mit allen Beteiligten

Neue Produkte sind erst dann erfolgreich, wenn sie am Markt konsumiert werden. Sie müssen von den Kund:innen verstanden werden und ihnen echten Mehrwert bieten. Genau gleich verhält es sich mit einer Unternehmensstrategie. Mitarbeitende müssen als «treue Strategie-Konsument:innen» gewonnen werden!

Wir von INNOArchitects beobachten nach wie vor, dass Unternehmen ihre Strategie unter Verschluss halten. Sie ist ausschliesslich ausgewählten Kadermitarbeitenden mit einer Sonderbewilligung zugänglich. Folglich ist «das Produkt» nur eingeschränkt verfügbar und kann nicht von allen gleichermassen konsumiert werden. Das empfehlen wir klar nicht!

Strategie verfolgt einen wesentlichen Zweck: Mitarbeitenden Orientierung zu geben. Alle Menschen in der Organisation sollten wissen, welchen Beitrag sie durch ihre tägliche Arbeit an die Strategie leisten. Eine transparente und einfache Kommunikation ist dafür zentral.

Die Art und Weise, wie mit Strategie umgegangen wird, sagt viel über die Führungskultur des Unternehmens aus. Das beginnt schon bei der Strategieerarbeitung. Diese sollte vermehrt als Chance gesehen werden, die eigene Kultur weiterzuentwickeln. Dazu dient ein durchdachter partizipativer Strategieprozess.

Grundsätzlich ist es heute Standard, dass potenzielle Kund:innen oder Nutzer:innengruppen in die Produktentwicklung einbezogen werden. Diese Vorgehensweise machen wir uns auch in der Strategiearbeit zunutze.

So gehen wir vor

Am Anfang steht dabei immer die Stakeholder-Analyse, die klar aufzeigt, welche Gruppierungen im Rahmen der Strategieerarbeitung relevant sind. Dazu gehört es auch, die geeignete Form zu finden, diese Menschen in den Strategieprozess einzubinden. Und das beginnt schon früh bei der Zusammensetzung des Kernteams für das Strategieprojekt.

Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, wenn der Teilnehmer:innenkreis bewusst breiter gefasst wird: Am besten ist ein Mix aus Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und weiteren Schlüsselpersonen. Es geht auch darum, das passende Wissen im Team zu vereinen.

Klar ist auch, dass nie alle gleichzeitig an der Strategie mitarbeiten können. Neben Interviews in der Analysephase eignen sich Soundings zu einem späteren Zeitpunkt sehr gut, um weitere Stakeholder in der Organisation abzuholen, transparent zu kommunizieren und Zwischenergebnisse auf ihre Verständlichkeit zu prüfen.

Um zeitlich verantwortbar viel Wirkung zu erzielen, stellen wir in der Praxis spezifische Panels zusammen (zum Beispiel Fachexpert:innen oder Mitarbeitende mit verschiedenen Funktionen – auch von der «Front»). In diesen Soundings ist in der Regel die/der Auftraggeber:in mit dabei und hört einfach nur zu, wie die Personengruppen auf die präsentierten Strategieelemente reagieren.

Die Wirkung auf die Führung, die einfach nur zuhört, und auf die Mitarbeitenden, die in einem «sicheren» Rahmen frei ihre Sichtweise einbringen können, ist für alle Beteiligten erfahrungsgemäss äusserst wertvoll. In der Regel wird danach ein Teil der Strategie noch einmal überarbeitet und das Ergebnis so deutlich besser. Diese Austauschmomente stiften gleichzeitig auch einen wertvollen Beitrag an die Kulturentwicklung in der Organisation. Wir hören gerade auch von gestandenen CEOs, dass dies augenöffnende Momente sind. Sie erkennen, dass ihr «Produkt» noch nicht verstanden wird.

Iterativ in Lernschlaufen zum nachhaltigen Strategieerfolg

Wir testen die Strategie sozusagen im Betastadium mit ausgewählten Kund:innen und nutzen dabei Methoden und Erkenntnisse aus der Produktentwicklung, um diese in raschen Lernzyklen zu verbessern und anschliessend zu skalieren. Dabei gewinnen wir häufig auch bereits erste Fans. Auf unser Thema übertragen, bedeutet dies, dass Botschafter:innen im Unternehmen für die neue Strategie einstehen. Und so ist die Erarbeitung der Strategie bereits ein Teil der Umsetzung, was nachhaltigen Erfolg bei der Implementierung verspricht.


Success Story zum Thema

Migros Aare: 5 Jahre «Polaaris»

Vor 5 Jahren erarbeitete die Migros Aare zusammen mit INNOArchitects ihre neue Strategie: partizipativ und mit explizitem Fokus auf das Neugeschäft im digitalen Zeitalter. Im Interview ziehen Mario Runco (Migros) und ich ehrlich Bilanz.


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Pierre-Yves Caboussat
Gründer und Lead Strategy

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