3 Fragen an CTO Sandro Felder

Der Erfolg von AI-Initiativen hängt nicht nur von der Technologie ab, sondern vor allem von den Menschen, die sie anwenden. Wer künstliche Intelligenz nachhaltig im Unternehmen verankern will, muss Mitarbeitende frühzeitig einbinden, Orientierung geben und eine Lernkultur fördern.

1. Weshalb ist es wichtig, die Mitarbeitenden aktiv zu involvieren und AI als Change zu betrachten?

AI ist kein Tool, das man einfach einführt – es ist ein tiefgreifender Veränderungsprozess. Und wie bei jedem Wandel gilt: Er gelingt nur mit den Menschen, nicht an ihnen vorbei. Studien wie der aktuelle Bain-Bericht You Can’t Spell AI Without HR  zeigen deutlich, dass erfolgreiche AI-Transformationen stark davon abhängen, ob und wie Mitarbeitende eingebunden werden.

Wer AI nur technisch denkt, verkennt nicht nur das Potenzial, sondern auch die Risiken. Denn sobald Mitarbeitende AI als Bedrohung wahrnehmen oder sich übergangen fühlen, blockieren sie – bewusst oder unbewusst – den Fortschritt. Deshalb ist es entscheidend, AI früh als strategischen Change zu verstehen und Mitarbeitende zu Mitgestaltenden zu machen.

2. Wie lassen sich Mitarbeitende involvieren beziehungsweise welche Massnahmen haben sich bewährt, um AI im Unternehmen greifbar zu machen?

Ein zentraler Hebel ist der Aufbau einer Lernkultur. Wer möchte, dass Mitarbeitende mit AI arbeiten, muss ein Umfeld schaffen, in dem Neugier, Ausprobieren und gemeinsames Lernen nicht nur erlaubt, sondern aktiv gefördert werden. Eine gute Lernkultur gibt Orientierung, ohne einzuengen – und schafft Raum, um Neues im geschützten Rahmen zu erleben.

Dazu gehören klare Leitplanken im Umgang mit AI: Welche Haltung vertreten wir? Was ist erwünscht, was nicht? Solche Vorgabenschaffen Sicherheit und ermöglichen Handlungsfähigkeit.

Entscheidend ist das Erleben. Denn nur durch aktives Ausprobieren entstehen Verständnis und Vertrauen. AI Quests haben sich hier bewährt – kleine, spielerische Aufgaben, bei denen Mitarbeitende konkrete Tools anwenden und Schritt für Schritt Kompetenzen aufbauen, ohne gleich perfekt sein zu müssen.

Ergänzend helfen praxisorientierte Weiterbildungen, etwa unser zweitägiges AI-Training, in dem konkrete Tools und Anwendungsszenarien im Vordergrund stehen. Wichtig sind auch formelle und informelle Formate wie Roundtables – Orte, an denen Fragen, Bedenken und Fortschritte offen geteilt werden können.

Und nicht zuletzt: Leadership ist zentral. Wenn Führungspersonen AI nicht nur freigeben, sondern aktiv vorleben und ermöglichen, entsteht eine Kultur des Miteinanders – nicht des Abwartens.

3. Welche Kompetenzen sollten Unternehmen gezielt fördern, damit ihre Teams sicher und souverän mit AI umgehen können?

Nicht alle müssen Prompt Engineers werden. Vielmehr geht es darum, ein solides Grundverständnis und Selbstvertrauen im Umgang mit AI aufzubauen. Dazu gehören insbesondere:

- Kritisches Denken: AI-Ergebnisse einordnen, reflektieren und gezielt hinterfragen

- Experimentierfreude: Neue Tools ausprobieren – auch wenn mal etwas schiefläuft

- Lernbereitschaft: Nicht alles sofort verstehen müssen, sondern Schritt für Schritt dazulernen

- Zusammenarbeit: AI als Teammitglied sehen – nicht als Konkurrenz, sondern als Unterstützung

Am wichtigsten ist eine offene Lernkultur, in der Fehler erlaubt sind und Lernen im Alltag stattfindet. Unternehmen, die diese Kultur fördern, schaffen die Grundlage dafür, dass ihre Mitarbeitenden AI nicht nur als Spielerei sehen, sondern als wertvolles Werkzeug, das sie souverän und innvoll einsetzen können.